Wielands Abderiten-Roman ist einer der frÞhesten Fortsetzungsromane der deutschen Literatur. Zwischen 1774 und 1780 erschienen die noch wenig untergliederten Fortsetzungen im Teutschen Merkur. Ihnen folgte 1781 die in fÞnf BÞcher eingeteilte Geschichte der Abderiten, die so auch Eingang in die Werkausgaben fand. Nachdem im Band 11.1 der OÃmannstedter Ausgabe die Fortsetzungsgeschichte prÃĪsentiert worden ist, in der man dem Autor Þber einen lÃĪngeren Zeitraum beim Schreiben Þber die Schulter blicken kann, enthÃĪlt Band 16.1 die endgÞltige Buchfassung, die Einblick in den Ãberarbeitungsprozess gewÃĪhrt. Erstmals sind somit das work in progress und sein Resultat bequem nebeneinander vergleichbar und gestatten einen unvergleichlichen Einblick in Wielands Arbeitsweise, an dem sich, wie Goethe es nennt, sein unermÞdlich zum Besseren tendierender Fortgang studieren lÃĪÃt.
Diesen besonderen Einblick in Wielands Werkstatt gestattet ausgerechnet einer der grÃķÃten Narrenromane, der Þber bloÃe SchildbÞrgerstreiche weit hinausgeht und das Narrentreiben zugleich zu einem satirischen Gesellschaftsroman einer Narrenpolis formt, in die sich wie in einen Narrenspiegel blicken lÃĪsst. Dieser HÃķhepunkt einer lachenden AufklÃĪrung mit der Pointe der entvÃķlkerten Stadt begleitet Wielands Weimarer Anfangsjahre und bezieht, was ihm an Erfahrungen zugrundeliegt, aus seiner Vaterstadt Biberach, aus ZÞrich, aus dem Mannheimer Nationaltheater, ohne auf diese biographischen HintergrÞnde beschrÃĪnkt zu bleiben. Der gelehrte Dichter, der die europÃĪischen Literaturgattungen in die deutschsprachige Literatur gelenkt hat, erweist sich im Roman wie der in dessen zeitlicher Umgebung entstandenen Literatur- und Kulturkritik mit einem Nietzschewort als âLichtspitzeâ der Tradition, dem von Menippos von Gadara Þber Lukian von Samosata, Erasmus von Rotterdam bis zu Laurence Sterne kaum eine Quelle verborgen geblieben ist.