Die aktualitätsbezogenen Druckschriften der Jahre 1500 bis 1550 eröffnen uns weitreichende Einblicke in den grundlegenden Wandel kommunikativer Traditionen zu Beginn der typographischen Ära. Dabei erlaubt es gerade der hier entwickelte gattungsgeschichtliche Ansatz, das Nebeneinander mehrerer sprachlicher Varietäten sprachhistorisch zu beschreiben und mit außersprachlichen Faktoren wie mediengeschichtlichen und sozialgeschichtlichen Entwicklungen in Verbindung zu setzen.
Ein besonderes Interesse gilt sodann der Abgrenzung dieser 'proto-journalistischen' Textsorte gegenüber dem sich neu konstituierenden Bereich der 'schönen' Literatur. Der Hegemonieanspruch des literarischen Diskursuniversums, seine nur selten in Zweifel gezogene Vorbildfunktion für den gesamten Bereich der Schriftlichkeit kristallisiert sich insgesamt als herausragendes Charakteristikum einer Epoche heraus, die hier in ihren Anfängen modellhaft dargestellt wird und die sich, wie einige Beobachter befürchten (oder hoffen?), nunmehr ihrem Ende zuneigt.