Als grundlegendes Motiv christlicher Theologie und Frรถmmigkeitspraxis besitzt โEinsamkeitโ eine bis in die Spรคtantike reichende Tradition. Doch erst ab dem 11. Jahrhundert ergriff die Suche nach religiรถser Abgeschiedenheit nicht mehr nur einzelne Spitzenasketen, sondern aus ihr erwuchsen neue soziale Formationen, von denen sich einige als eremitische Orden etablieren konnten. Die religiรถsen Reformbewegungen enthielten die Idee der Weltflucht und mit ihr jene der geistlichenย solitudoย als monastisch-programmatisches Leitmotiv, welches in Kombination mit der gemeinschaftlichen Lebensform ein scheinbares Paradoxon erzeugte. Hier setzt die ideengeschichtlich orientierte Studie an und zeichnet am Beispiel der frรผhen Kamaldulenser, Kartรคuser und Zisterzienser nach, wie hochmittelalterliche Reformtheologen diese Ambivalenz lรถsten. Dabei werden sowohl vielfรคltige Gedankenhorizonte als auch die Verรคnderungen der Semantik von โEinsamkeitโ innerhalb monastischer Diskurse und Rezeptionsstrรคnge thematisiert.