Clausewitz: Vom Kriege und Grundgedanken Ÿber Krieg und KriegfŸhrung

Library of Alexandria
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Einleitung Wir denken die einzelnen Elemente unseres Gegenstandes, dann die einzelnen Teile oder Glieder desselben und zuletzt das Ganze in seinem inneren Zusammenhange zu betrachten, also vom Einfachen zum Zusammengesetzten fortzuschreiten. Aber es ist hier mehr als irgendwo nštig, mit einem Blick auf das Wesen des Ganzen anzufangen, weil hier mehr als irgendwo mit dem Teile auch zugleich immer das Ganze gedacht werden mu§. 2. Definition Wir wollen hier nicht erst in eine schwerfŠllige publizistische Definition des Krieges hineinsteigen, sondern uns an das Element desselben halten, an den Zweikampf. Der Krieg ist nichts als ein erweiterter Zweikampf. Wollen wir uns die Unzahl der einzelnen ZweikŠmpfe, aus denen er besteht, als Einheit denken, so tun wir besser, uns zwei Ringende vorzustellen. Jeder sucht den anderen durch physische Gewalt zur ErfŸllung seines Willens zu zwingen; sein nŠchster Zweck ist, den Gegner niederzuwerfen und dadurch zu jedem ferneren Widerstand unfŠhig zu machen.

Der Krieg ist also ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur ErfŸllung unseres Willens zu zwingen.

Die Gewalt rŸstet sich mit den Erfindungen der KŸnste und Wissenschaften aus, um der Gewalt zu begegnen. Unmerkliche, kaum nennenswerte BeschrŠnkungen, die sie sich selbst setzt unter dem Namen všlkerrechtlicher Sitte, begleiten sie, ohne ihre Kraft wesentlich zu schwŠchen. Gewalt, d. h. die physische Gewalt (denn eine moralische gibt es au§er dem Begriffe des Staates und Gesetzes nicht), ist also das Mittel, dem Feinde unseren Willen aufzudringen, der Zweck. Um diesen Zweck sicher zu erreichen, mŸssen wir den Feind wehrlos machen, und dies ist dem Begriff nach das eigentliche Ziel der kriegerischen Handlung. Es vertritt den Zweck und verdrŠngt ihn gewisserma§en als etwas nicht zum Kriege selbst Gehšriges. 3. €u§erste Anwendung der Gewalt Nun kšnnten menschenfreundliche Seelen sich leicht denken, es gebe ein kŸnstliches Entwaffnen oder Niederwerfen des Gegners, ohne zuviel Wunden zu verursachen, und das sei die wahre Tendenz der Kriegskunst. Wie gut sich das auch ausnimmt, so mu§ man doch diesen Irrtum zerstšren, denn in so gefŠhrlichen Dingen, wie der Krieg eins ist, sind die IrrtŸmer, welche aus GutmŸtigkeit entstehen, gerade die schlimmsten. Da der Gebrauch der physischen Gewalt in ihrem ganzen Umfange die Mitwirkung der Intelligenz auf keine Weise ausschlie§t, so mu§ der, welcher sich dieser Gewalt rŸcksichtslos, ohne Schonung des Blutes bedient, ein †bergewicht bekommen, wenn der Gegner es nicht tut. Dadurch gibt er dem anderen das Gesetz, und so steigern sich beide bis zum Šu§ersten, ohne da§ es andere Schranken gŠbe als die der innewohnenden Gegengewichte.

So mu§ man die Sache ansehen, und es ist ein unnŸtzes, selbst verkehrtes Bestreben, aus Widerwillen gegen das rohe Element die Natur desselben au§er acht zu lassen.

Sind die Kriege gebildeter Všlker viel weniger grausam und zerstšrend als die der ungebildeten, so liegt das in dem gesellschaftlichen Zustande, sowohl der Staaten in sich als unter sich. Aus diesem Zustande und seinen VerhŠltnissen geht der Krieg hervor, durch ihn wird er bedingt, eingeengt, ermЧigt: aber diese Dinge gehšren ihm nicht selbst an, sind ihm nur ein Gegebenes, und nie kann in der Philosophie des Krieges selbst ein Prinzip der ErmЧigung hineingetragen werden, ohne eine AbsurditŠt zu begehen.

Der Kampf zwischen Menschen besteht eigentlich aus zwei verschiedenen Elementen, dem feindseligen GefŸhl und der feindseligen Absicht. Wir haben das letztere dieser beiden Elemente zum Merkmal unserer Definition gewŠhlt, weil es das allgemeine ist. Man kann sich auch die roheste, an Instinkt grenzende Leidenschaft des Hasses nicht ohne feindliche Absicht denken, dagegen gibt es viele feindselige Absichten, die von gar keiner oder wenigstens von keiner vorherrschenden Feindschaft der GefŸhle begleitet sind. Bei rohen Všlkern herrschen die dem GemŸt, bei Gebildeten die dem Verstande angehšrenden Absichten vor; allein dieser Unterschied liegt nicht in dem Wesen von Roheit und Bildung selbst, sondern in den sie begleitenden UmstŠnden, Einrichtungen usw.: er ist also nicht notwendig in jedem einzelnen Fall, sondern er beherrscht nur die Mehrheit der FŠlle, mit einem Wort: auch die gebildetsten Všlker kšnnen gegeneinander leidenschaftlich entbrennen.

Man sieht hieraus, wie unwahr man sein wŸrde, wenn man den Krieg der Gebildeten auf einen blo§en Verstandesakt der Regierungen zurŸckfŸhren und ihn sich immer mehr als von aller Leidenschaft loslassend denken wollte, so da§ er zuletzt die physischen Massen der StreitkrŠfte nicht wirklich mehr brauchte, sondern nur ihre VerhŠltnisse, eine Art Algebra des Handelns.

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